Chemiewaffen – bis heute eine der brutalsten Art Kriege zu führen. Sie sind toxisch wirkende feste, flüssige oder gasförmige Substanzen, die dazu entwickelt wurden, Menschen zeitweiligen oder permanenten Schaden zuzufügen. Sie gehören zu den Massenvernichtungswaffen (CBRN-Waffen (Chemische, Biologische, Radiologische und Nukleare Waffen). Die Kampfstoffe wirken nicht nur über die Lunge, sondern häufig auch über die Haut. Problematisch ist, dass sie nicht sehr zielgenau eingesetzt werden können und daher oft zivile Opfer fordern. Viele Kampfstoffe führen auch zu Missbildungen bei nachfolgenden Generationen (siehe Vietnam).

Eingesetzt wurden Chemiewaffen bereits einige Male in großen Kriegen. Sowohl im ersten als auch im zweiten Weltkrieg kamen sie zur Anwendung, auch im Bürgerkrieg in Syrien wurden chemische Kampfstoffe eingesetzt. Des Weiteren kamen sie im Rifkrieg, im Krieg Italien gegen Libyen 1924-1930 und auch gegen Äthiopien 1936-1936 zum Einsatz, ebenso in der Sowjetunion. Auch Ägypten setzte C-Waffen im Jemen ein, außerdem auch die USA und Frankreich in Vietnam, der Irak im ersten Golfkrieg, des Weiteren die Aum-Sekte in der U-Bahn von Tokio und al-Qaida im Irakkrieg.

Berits vor dem ersten Weltkrieg war die Verwendung von vergiftenden Waffen durch die Haager Landkriegsordnung geächtet worden, allerdings waren durch die Formulierung auch ein gewisser Spielraum in der Auslegung gegeben. 1925 wurde dann im Genfer Protokoll die Verwendung von Giftgasen und bakteriologischen Mitteln ausdrücklich verboten. Nur allmählich erfolgte die Ratifizierung. Viele Unterzeichnerstaaten behielten sich vor, C-Waffen gegen Nichtvertragsstaaten einzusetzen und Chemiewaffen einzusetzen, wenn sie mit solchen angegriffen würden. 1992 schließlich wurde die Chemiewaffenkonvention (CWÜ) von den Mitgliedstaaten der Genfer Abrüstungskonferenz verabschiedet, und trat 1997 in Kraft, etwa 150 Staaten unterzeichneten. Die Unterzeichnerstaaten verpflichteten sich bis zum Jahr 2012 alle ihre Chemiewaffen zu vernichten. Bis 2013 sind 190 Staaten der Konvention beigetreten. Bis heute haben Ägypten, Angola, Nordkorea und Süd Sudan die Konvention weder unterzeichnet noch ratifiziert, Israel und Myanmar haben unterzeichnet aber noch nicht ratifiziert. Die Einhaltung des Vertrags wird von der OPCW überwacht. Im Juli 2017 wurde mitgeteilt, dass Albanien als weltweit erster Staat all seine chemischen Waffen vernichtet hat.

Häufig stehen die Gefahren von Chemiewaffen im Schatten von den Gefahren von Atombomben, sind aber nicht weniger gefährlich.

Chemische Waffen spielten sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg eine nicht unwichtige Rolle.
Im ersten Weltkrieg jedoch, gab es noch einige Schwierigkeiten beim Einsatz von chemischen Waffen. So kam es beispielsweise zu Verwehungen gegen die eigene Armee, anstatt gegen die feindlichen Truppen. Doch auch die schnelle Verflüchtigung der Gase senkte die Effektivität der Waffen.
Um diesen Problemen entgegen zu wirken, versprühte man später hauptsächlich Aerosole, welche in die Gasmasken der Soldaten eindringen und an Kleidung und Haut kleben bleiben konnten.
Als erstes kam es 1914 von Seiten Frankreichs zum Einsatz von Tränengas. Die deutschen Truppen setzten im Jahr 1915 Chemiewaffen in Form von Xylylbromid gegen Russland ein. Am 12./13. Juli 1917 kam es in Ypern (Belgien) erstmals zum Einsatz von Senfgas, einem sogenannten Lungenkampfstoff. Jedoch kam es bereits im April 1915 an gleicher Stelle zu einem großen Einsatz chemischer Waffen durch Deutschland. Die deutschen Truppen setzten, das von Fritz Haber entwickelte, Chlorgas gegen die Franzosen ein. Da Chlor schwerer ist als Luft, sank es ab und gelangte somit in die Schützengräben der feindlichen Armee, wo man von circa 5000 Toten ausging.
Während des Ersten Weltkrieges kam es auf allen beteiligten Seiten zum Einsatz von Lungenkampfstoffen, wie zum Beispiel Senfgas, und zum sogenannten „Buntschießen“, wobei die Opfer durch Ersticken an verschiedensten Giftgasen getötet wurden. Nachdem der Krieg vorüber war, trat im Jahre 1925 das Genfer Protokoll in Kraft, welches das Verbot von Giftgas während eines Krieges beinhaltete.
Auch wenn der Einsatz von chemischen Waffen für den Ausgang des Ersten Weltkrieges nicht entscheidend war, so forderte er trotzdem seine Opfer. Mehr als 90.000 Soldaten wurden durch den Einsatz von chemischen Waffen im Ersten Weltkrieg getötet.

Durch Gifgas erblindete Soldaten - Wikipedia
Gaskrieg - Wikipedia

Während des zweiten Weltkriegs setzte nur Japan C-Waffen gegen China ein. Deutschland wurde indessen passiv am gebrauch solcher Waffen gehindert. Durch das Auffahren von vielen C-Waffen der USA vor Frankreich vermittelten die Alliierten den Anschein, eine enorme Gegenwehr bieten zu können. In Wahrheit sah die Lage allerdings nicht so gut aus. Deutschland war zu dieser Zeit, dass einzige Land, welches soweit technologisch entwickelt war, auch Tonnenweise derartige Waffen herzustellen. Unter anderem wurden zu dieser Zeit von Gerhard Schrader Tabun und Sarin, zwei heute noch bekannte und sehr gefährliche C-Waffen entwickelt. Auch das Nervengift Soman wurde zu dieser Zeit von Richard Kuhn entwickelt und produziert. Als Folge daraus, hätte Deutschland in dieser Zeit einen riesigen Giftgas Krieg vom Zaun brechen können, und mit Hilfe der V2 Trägerraketen hätte dies zu immensem Schaden geführt. Einzig und allein die Tatsache, dass Deutschland wirklich glaubte, die Alliierten hätten beträchtliche Mengen, hielt sie davon ab, ihre zu benutzen, da Deutschland immense Angst vor flächendeckenden Anschlägen auf Großstädte hatte. Dank der Fehleinschätzung Deutschlands wurden so vermutlich mehrere tausend Leben gerettet.

Nach der Krieg wurden die 40 Tausend Tonnen Giftmüll der Deutschen in einer großangelegten Operation namens „Davy Jones Locker“ in Nord- und Ostsee versenkt, wo sie bis heute noch lagern.
In Europa traten in der gesamten Zeit nur 4 Fälle von Giftgas auf. 3 davon waren nur Unfälle, während Polen einmal notgedrungen eine Brücke mit C-Waffen sprengte.

Sprühflugzeuge verteilen Agent Orange - Wikipedia
Missbildung von Kindern durch die Auswirkungen von Agent Orange - Agentorange-Vietnam

Im Vietnamkrieg von 1955 bis 1975 fand einer der umstrittensten Giftgaseinsätze in der Geschichte statt.
Um den in der Vegetation versteckten vietnamesischen Kämpfern die Deckung zu nehmen und die Ernten zu zerstören, versprühten amerikanische Flugzeuge insgesamt etwa 72 Mio. Liter des Entlaubungsmittels „Agent Orange“. Die Konzentration des Giftes was 50mal höher als empfohlen und führt auch 40 Jahre nach Ende des Krieges noch zu Problemen. Agent orange verändert die DNS, weshalb im Vietnam nach wie vor schwerst behinderte und missgebildete Kinder geboren werden.
Außerdem befindet es sich immer noch in der Nahrungskette, da es großflächig im Boden angereichert ist und sich im Gewebe von Tieren befindet. Zudem gibt es immer noch Millionen von Blindgängern.
Auch wenn der Einsatz von chemischen Waffen für den Ausgang des Ersten Weltkrieges nicht entscheidend war, so forderte er trotzdem seine Opfer. Mehr als 90.000 Soldaten wurden durch den Einsatz von chemischen Waffen im Ersten Weltkrieg getötet.
Für die USA ist der Vietnamkrieg ein schwarzer Fleck in der Geschichte. Für den Giftgaseinsatz bekamen sie viel Kritik. Vermutlich waren die schwerwiegenden Folgen in den Nachfolgegenerationen nämlich kalkuliert, obwohl die USA weiterhin jegliche Verantwortung für Millionen Behinderte ablehnen. Trotzdem beteiligen sie sich am Reinigen des Bodens im Vietnam. Das Verfahren dafür ist sehr aufwendig, da man den Boden 21 Tage bei 325°C kochen muss. Insgesamt gilt der Giftgaseinsatz im Vietnamkrieg immer noch als einer der umstrittensten der Geschichte und dient Gegnern derselben bis auf weiteres als Paradebeispiel dafür, wie verheerend der Einsatz von Giftgas sein kann.

Nordkorea, ein Land über das so gut wie nichts bekannt ist, von der Außenwelt abgeschottet. Die einzigen Quellen über das Land sind die offizielle Propaganda und Überläufer. Durch diese gibt es immer wieder aufsehenerregende Berichte über die Zustände in Nordkorea, von Exekutionen über Arbeitslager bis zu Zwangskastrationen von körperlich oder geistig behinderten Menschen. Problematisch ist bei diesen Berichten, dass sie kaum nachgewiesen werden können.
Auch zum Thema Giftgas gibt es Berichte und Vermutungen. Offiziell leugnet Nordkorea zwar, chemische Waffen zu besitzen, aber südkoreanisch Experten schätzen, dass Nordkorea neben seinen Atomwaffen auch noch über ein Arsenal von bis zu 5000t Chemiewaffen verfügt. Diese Waffen sollen sowohl Gase wie Sarin, Cyanwasserstoff, Tabun, Chlorgas sowie Senfgas und selber entwickelte sonstige Gase sein, aber auch tödliche Viren wie Anthrax. Laut eines nach Finnland geflüchteten nordkoreanischen Wissenschaftlers werden an geistig und körperlich behinderten Kindern und Strafgefangenen Tests mit Giftgas durchgeführt, von Wissenschaftlern beobachtet, die alles dokumentieren. Auch in der Vergangenheit gab es bereits häufig ähnliche Berichte über Chemiewaffenexperimente an politischen Gefangenen. Bereits 2004 flüchtete ein Soldat, der im Strafgefangenenlager 22 stationiert war und berichtete über Gaskammern und Hinrichtungen mit Flüssiggas. Aber nicht nur die Versuche an Menschen erregen Aufsehen. Auch die Gefahr, die im Kriegsfall von diesen Waffen ausgehen würde, ist enorm. Experten zufolge könnte Nordkorea diese Waffen nutzen um einen schnellen Sieg über Nordkorea zu erreichen bevor die USA intervenieren könnten. Ein Offizier der nordkoreanischen Volksarmee der Mitte der 90er floh, berichtete von umfangreichem Training mit chemischen Waffen, bei denen auch Menschen als „Objekte“ verwendet wurden, um die Übungen realistischer zu machen.
Da es aber so viele Berichte gibt, ist es schwer, diese als Propaganda abzutun. Somit ist relativ sicher, dass Nordkorea ein großes Arsenal an chemischen und biologischen Waffen besitzt, die unter Menschenversuchen entwickelt und getestet werden und dass auch der Einsatz von derartigen Kampfstoffen trainiert wird.